70 Jahre Sudetendeutsche Landsmannschaft Kreisgruppe Burglengenfeld

Burglengenfeld. Die Geschichte der Sudetendeutschen erzählt von Vertreibung und Flucht, von unmenschlichen Leid und dem Verlust von Heimat.


Aber sie erzählt auch von einem bemerkenswerten Neuanfang und vom unbändigen Willen, Tradition und Kultur der so genannten Erlebnisgeneration hinüber zu einer Bekenntnisgeneration zu bewahren und das Recht auf Heimat für alle Völker anzumahnen. „Das schreckliche Schicksal der Vertreibung soll nicht in Vergessenheit geraten, damit sich so etwas nie wieder wiederholt", bat Dr. Sigrid Ullwer-Paul, Kreisvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft anlässlich des 70jährigen Bestehens der Kreisgruppe Burglengenfeld/Städtedreieck. Am Sonntag wurde im Rahmen eines Festaktes mit vielen Ehrengästen an dieses Schicksal erinnert.

Man könne sich heute kaum vorstellen, was damals geschehen sei, sagte Festredner Steffen Hörtler, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayern. „Eine Million Menschen kamen Ende des Jahres 1946 nach Bayern, jeder Vierte in der Gesamtbevölkerung war ein Vertriebener". Die Sudetendeutschen packten an, leisteten Aufbauarbeit in der neuen Heimat und trugen maßgeblich dazu bei, Deutschland und Bayern nach dem Krieg wieder mit aufzubauen. „Auf Vergeltung haben wir verzichtet", stellt Hörtler fest, „wir wollen ein friedliches, ein freies Europa. Dies ist bereits in den Gründungsdokumenten der SL nachzulesen". Oft seien es heutzutage Kinder und Enkel, die zu ihm kämen und nach den Wurzeln ihrer Eltern und Großeltern fragen, nachforschten, die Orte besuchen wollen, wo ihre Verwandten früher lebten. In Tschechien sei darüber hinaus eine Generation herangewachsen, die sich mit dem Unrecht von damals intensiv beschäftige und sich um eine gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit bemühe.

„Sie haben eine Heimat verloren. Und Sie haben eine Heimat gefunden", konstatierte beispielsweise Sylvia Stiersdorfer, Vertriebenenbeauftragte der bayerischen Staatsregierung. Die Abgeordnete des bayerischen Landtags wünschte sich, dass die Geschichte der Vertreibung auch im Schulunterricht ihren Platz finde, so wie sie inzwischen ihren berechtigten Platz – unter anderem im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg – eingenommen habe.

„Der Einsatz gegen das Vergessen ist eine ständige Mahnung zum Frieden", erklärte Landrat Thomas Ebeling, Schirmherr der Veranstaltung. An die Anfänge der Sudetendeutschen, auch in der Stadt Burglengenfeld, erinnerte Bernhard Krebs, zweiter Vorsitzender der SL Kreisgruppe und nannte die Vereinigung eine „Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft".

Weitere Festredner am Nachmittag waren MdB Marianne Schieder, MdL Alexander Flierl und MdL Joachim Hanisch und der Gastgeber, Bürgermeister Thomas Gesche. Für die musikalische Umrahmung zeigten sich das „Böhmische Trio" mit Rosa Mehringer, Hans Josef Doser und Marianne Fuchs, Sigrid Reitmeier-Gluth, Dr. Stefanie Paul, Miranda Ainhoa und Andreas Mehringer verantwortlich.

Die Kreisgruppe der SL Burglengenfeld/Städtedreieck hat derzeit 110 Mitglieder und besteht seit 71 Jahren (der Festakt zum 70jährigen im Jahr 2020 wurde coronabedingt auf 2021 verschoben). In Burglengenfeld erinnert unter anderem die „Sudetendeutsche Heimatstube" als Dauerausstellung im Oberpfälzer Volkskundemuseum an die Vertriebenen.

Seit Jahrzehnten ist sie treibende Kraft im Einsatz gegen das Vergessen: Dr. Sigrid Ullwer-Paul, Kreisvorsitzende der SL.           Bild: © Ulrike Pelikan-Roßmann
Unter Einhaltung der Corona-Regeln wurde im Rathaussaal Burglengenfeld gefeiert.           Bild: © Ulrike Pelikan-Roßmann
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