Als die Regenstaufer ihre ganzen Hoffnungen auf den 20. Januar setzten

Regenstauf. 20. Januar, Tag des heiligen Sebastian - das ist doch der mit den Pfeilen im muskelbepackten Leib, der an einen Baum gefesselt ist? Für die Regenstaufer war er zu früheren Zeiten ein besonderer Heiliger, dem sie vor über 300 Jahren in der Stunde höchster Not ein verzweifeltes Versprechen gaben. In Regenstauf wütete wie fast überall um 1713 die asiatische Pest, auch schwarzer Tod genannt. 

Bereits 1599 und 1633 hatte Regenstauf unter dieser „Geisel Gottes" zu leiden gehabt. Nun war sie wieder da, der Sensenmann hielt reiche Ernte unter der Bevölkerung. Auf Rat des Dechants Dr. Wilhelm Tanner legten die Pfarrkinder von Regenstauf das Gelübde ab, dass sie, wenn die Pest aufhören würde, immer am 20. Januar das Fest des Hl. Sebastian wie einen hohen Feiertag feiern sowie eine Kapelle bauen wollten. Sebastian war der Schutzpatron bei Krankheiten. Die Krankheit erlosch, und schon am 4. September 1713 wurde mit dem Bau der barocken Kapelle auf einem Feld außerhalb des Ortes angefangen.

Am 26. Juni 1714 wurde sie vollendet. Seither wurde das Gelöbnis gehalten. Der Mesner und die Bürgermeister nahmen in allen Häusern eine Kollekte vor, um die benötigten Wachskerzen zu beschaffen.

1809 beschädigten durchziehende Truppen die Kapelle, die der Pfarrer Merl 1828/29 aber wiederherstellen ließ. Die Glocken stammten aus der Diesenbacher Hauskapelle der Jesuiten (Schloss Diesenbach). 1870 wurde ein neuer Altar aufgestellt.

Zum Gedenken der gefallenen und vermissten Kameraden wurde dann zum 1. Mal am 14. November 1926 die in den Jahren 1713/14 als Pestkapelle erbaute Sebastians Kapelle genutzt.

Im Jahre 1923 setzten sich die Militärvereine von Regenstauf (Kriegerverein, Militärverein und Elfervereinigung), Diesenbach und Schneitweg zusammen, um eine Gedächnisstätte oder ein Gefallenendenkmal zu schaffen. Am 13. Juni 1926 erfolgte die Umwidmung zum Ehrenmal für Gefallene zusammen mit der Weihe der Fahne des KSK und einem Kriegerfest. In der Kapelle sind Gedenktafeln für die Kriege 1866 und 1870/71 sowie auch für die Kriege 1914/18 und 1939/45.

Nach dem 2. Weltkrieg mussten viele Namen ergänzt werden.

Pfarrer Hauser wagte - ehrfurchtsvoll und demütig - beim Bischof Ignatius von Senestrey die Bitte, beim Heiligen Stuhl einen vollkommenden Ablass für die Betenden am St. Sebastians Tag zu erwirken. Dieser Bitte wurde von Pabst Pius PP IX. am 9. Januar 1966 entsprochen.

Ablass erhalten alle Christgläubigen beiderlei Geschlechts, die wahrhaft Buße getan, gebeichtet und die heilige Kommunion empfangen haben.

Was im Papstbrief (siehe unten) sonst noch drinnen steht, mutet heute seltsam an. Die Gläubigen sollen "immer die Kirche besuchen und für die Einigkeit der christlichen Fürsten, die Ausrottung der Irrlehren und die Erhöhung der heiligen Mutter Kirche Gebete emporsenden."

Wen wundert´s: Heute wird dieser Tag so nicht mehr begangen.


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