Buchvorstellung: „Es war im Sommer 1916 an der Somme“

Schwandorf. Zwischen 1930 und 1941 wirkte Hans Freymüller, einst Soldat im Ersten Weltkrieg, als Religionslehrer in Schwandorf. Während dieser Zeit referierte und publizierte er regelmäßig über seine Kriegserlebnisse, die in der Bevölkerung auf reges Interesse stießen. Nun sind seine Erinnerungen als Buch erschienen – bearbeitet durch den Historiker Erich Zweck.

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Am Donnerstag hat Zweck das Buch gemeinsam mit Stadtarchivar Josef Fischer an die zweite Bürgermeisterin Ulrike Roidl (SPD) übergeben. Unter dem Titel „Es war im Sommer 1916 an der Somme“ beinhaltet es eine Biografie des katholischen Theologen und dessen originale Erlebnisberichte. Diese wurden ursprünglich in der Beilage „Traute Heimat“ des „Schwandorfer Tagblatts“ veröffentlicht, verteilt auf 50 Teile. Zuvor hatte Freymüller, der sich bei den Schwandorfern einer großen Beliebtheit erfreute, mit Vorträgen über seine Kriegserlebnisse eine gewisse Popularität erlangt.

Die Resonanz auf die publizierten Beiträge ließ sich zwar nicht mehr im Detail rekonstruieren, erzählte der langjährige Studiendirektor Zweck, der am Schwandorfer Gymnasium lehrte. Bei ihm hätten die Schilderungen des Soldaten aber einen tiefen Eindruck hinterlassen, insbesondere die teils grausamen Erlebnisse an der Westfront. Freymüller erlebte das schreckliche Kriegsgeschehen dort am eigenen Leib, darunter auch einen Angriff mit Giftgas. „Es ist zum Teil wirklich erschütternd, was er berichtet, aber auch packend.“ Laut Zweck habe Freymüller immer wieder seinen Mut und seine Tapferkeit bewiesen. Er habe sogar freiwillig die besonders gefährlichen Spähdienste übernommen und sei mit dem Eisernen Kreuz der zweiten Klasse ausgezeichnet worden.

Grundsätzlich für den Frieden

Doch den Krieg bewertete der Soldat, bedingt durch seine katholische Prägung, durchaus ambivalent. Ganz der überzeugte Katholik war Freymüller grundsätzlich für den Frieden, schildert Zweck das Ergebnis seiner Recherche mit dem Schwandorfer Stadtarchiv. Gleichwohl habe er die Notwendigkeit anerkannt, im Extremfall „die Heimat zu verteidigen“. In seinen Aufzeichnungen gewährt er einen tieferen Einblick in diesen Zwiespalt und lässt die Leser hautnah an seinen Erfahrungen teilhaben, auch am Tag der Gefangennahme durch britische Truppen, in die der spätere Theologe am 27. September 1916 geriet.

Der Beginn der dreijährigen Kriegsgefangenschaft bildet gleichzeitig das Ende von Freymüllers Bericht. Über die weiteren Geschehnisse informieren dann die biografische Ergänzung, die Zweck geliefert hat. Demnach kehrte er nach seiner Rückkehr wieder in das Priesterseminar zurück, das er damals wegen seiner Einberufung hatte verlassen müssen. Die Wiedereingliederung fiel ihm jedoch schwerer als gedacht, da er weiterhin durch seine Kriegserlebnisse beeinträchtigt war. Rund ein Jahr benötigte Freymüller, um sich langsam wieder in das dortige Leben zu integrieren.

Einige Jahre nach seinem Abschluss kam er 1930 schließlich nach Schwandorf, wo er ganze elf Jahre als Religionslehrer und Chorleiter wirken sollte, bis ihn der Wunsch zur Leitung einer eigenen Pfarrei 1941 nach Niederbayern führte. In Schwandorf selbst hinterließ er einen hervorragenden Eindruck, berichtet Zweck. Nicht nur seine Schüler waren begeistert von seinem Unterricht und seinen Predigten, auch das katholische Pfarramt Schwandorf lobte ausdrücklich seinen „großen Amtseifer“, sein gründliches „seelsorgerisches Wirken“ und seine "Pflichteifrigkeit". Nach weiteren Stationen in Niederbayern und der Oberpfalz ist Freymüller letztlich am 16. Juni 1967 in Regensburg „rasch und unerwartet“ verstorben.

Warnung vor den Grauen des Krieges

Insgesamt haben Zweck und das Stadtarchiv rund ein Jahr recherchiert, um den Bericht in seiner heutigen Fassung vorlegen zu können. Die Arbeiten seien nicht immer einfach gewesen, erzählte der Stadtarchivar Josef Fischer. Es habe sich stellenweise alsschwierig erwiesen, die nötigen Kontakte herzustellen; zudem war die Arbeit mit den Archiven oftmals herausfordernd. Doch die Mühe hat sich in jedem Fall gelohnt, wie die zweite Bürgermeisterin Ulrike Roidl betonte: „Es sind immer ganz andere Eindrücke, wenn man eine Erzählung von Menschen liest, die direkt betroffen waren.“ Das unterscheide sich grundlegend von den Berichten, die Historiker aus der Distanz liefern können. Gerade heute sei das wichtiger denn je, sagte Roidl mit Blick auf aktuelle kriegerische Auseinandersetzungen: „Da kann man sich eigentlich nichts besseres vorstellen, das vor den Gefahren und dem Grauen eines Kriegs warnt.“

Interessierte Leser können das Buch beim Tourismusbüro zu einem Preis von 12,90 Euro erwerben. Die Auflage beläuft sich auf 40 Exemplare.

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