Ein anrührendes Passionssingen

Mit dem fünften Sonntag der 40-tägigen österlichen Bußzeit beginnt die Passionszeit. Der Blick der Gläubigen verschiebt sich in Richtung Leiden und Sterben Jesu Christi. Es ist die Zeit des Nachdenkens, in dem die Christen innehalten und ihr Verhalten in Bezug auf Christi und den Mitmenschen neu überdenken. Neben dem Besuch der Gottesdienste und der Teilnahme an den Sakramenten vertiefen spezielle Andachten diese eigenen Betrachtungen.   

Die letzten Tage Christi und vor allem sein Tod am Kreuz, Künstler haben dieses Thema in ihren Werken, in Skulpturen, Gemälden und nicht zuletzt in der Musik umgesetzt. Das Leiden und Sterben Jesu Christi steht im Vordergrund der Passion. Das Kreuz bedeutet aber nicht nur Tod, sondern auch Auferstehung, Trost und Hoffnung. All diese Aspekte und Blickrichtungen fanden in dem Programm Berücksichtigung. Dessen Zusammenstellung oblag Karl Schwarzer, in Kooperation der Mitwirkenden. Der Bogen spannte sich so von Leid bis Erlösung, von Trauer bis Hoffnung.

Als Veranstalter fungierten die Bodenwöhrer Sänger unter Leitung von Karl Schwarzer. Diese können auf 35 Jahre ihres Bestehens, die Bodenwöhrer Stubenmusik auf 40 Jahre zurückblicken. Die Zuhörer waren eingeladen, sich zu besinnlich-nachdenklichen Texten und traditioneller Passionsmusik auf die Spuren des Leidens Christi zu machen. Jeder Mensch wird irgendwann im Laufe seines Lebens mit Leid und Sterben konfrontiert, beinahe zwangsläufig fließen diese Erfahrungen mit ein beim Erleben eines Passionssingens. Da bleibt es nicht aus, dass so manche Träne verstohlen weggewischt wird. Die österliche Bußzeit möchte auffordern, zum Innehalten, Verweilen und zum Nachdenken. Mucksmäuschenstill war es, als das Choralvorspiel über „O Haupt voll Blut und Wunden“ erklang, an der Orgel Carl-Maria Böhm.

Die Kinder der ersten und zweiten Klasse der Grundschule Bodenwöhr verzauberten mit ihren kindlichen Stimmen, mit Liedern wie „Mit Jesus wollen wir gehen“ und „Er nahm das Kreuz auf sich“. Die Geschwister Schmid aus Kareth gestalteten diese musikalische Andacht mit geistlicher Spielmusik mit Querflöte und Klarinette mit. „Pavante“ hieß das Stück, das Rainer Blommer aus Nittenau an der Orgel spielte, ruhig, meditativ und einfühlsam. Die Bodenwöhrer Sänger schilderten unter anderem die Situation „Auf dem Ölberg“, fragten „O Himmel, wie kannst du noch länger zusehen?“ Die Bodenwöhrer Stubenmusik präsentierten eine Spielweise zum Passionssingen und die Karfreitagsmusik Nr. 1. Die Bodenwöhrer Geigenmusik forderte auf „Trauert, ihr Engelchöre“ und spielte ein Menuett von Leopold Mozart.

Noch nicht lange besteht „Cho-St-Bar“, der Kirchenchor St. Barbara Bodenwöhr, der somit zum ersten Mal hier mitwirkte. Unter der Leitung von Eva Blommer sang der Chor „Still schweigt die Welt“, „Meine Hoffnung und meine Freude“ und „Jesus durch dein Kreuz“. Bei letzterem unterstrich Rainer Blommer mit seiner Posaune die Melodie und die gehaltvollen Worte, die die besondere Haltung Jesu selbst im Angesicht seines Todes beschrieben.

Mit eindrucksvollen Texten beschrieb Pfarrer Johann Trescher das Leiden und Sterben Jesu Christi und dessen weitreichende Bedeutung für uns Menschen. „Der einsame Christus“ von Christian Morgenstern. Einsam müsse er das Werk seiner schwersten Stunde vollbringen, weil niemand mit ihm wachen und beten kann. „Da stehen sie herum und warten, dass einer stirbt“, so beginnt das Werk von Joseph Haydn „Die Worte Jesu am Kreuz“. Jesus antwortet auf diese Grausamkeit seines Todes nicht mit Bitterkeit, Hass und Rache. Vielmehr sagt er „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ In seiner Geschichte „Karfreitag“ beschreibt der Autor Josef Seuffert die Überlegungen eines Christen, wie er helfen kann. Der Karfreitag zwinge uns, die Not zu sehen, die keiner lindert, die oft auch keiner beseitigen oder lindern kann. Menschen seien für immer geschädigt durch Unfälle, Krankheiten, Armut, Unterdrückung, Folter, Krieg. Menschen werden verraten, sind in großer Einsamkeit. Kinder sterben früh. In Jesus liege die einzige Hoffnung. Das Kreuz sei Zeichen des Heils. Zum Schluss sang man gemeinsam das „O du hochheilig Kreuze“. Das Passionssingen 2016 bedeutete für sein Publikum „eine berührende Einstimmung auf das Osterfest“, was mit reichlich verdientem Applaus für die Mitwirkenden ausgedrückt wurde.

 

 

 

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Auf dem Boulevard zum ehemaligen BayWa-Gelände