Endlager und AKW-Müllverbrennung - so denkt Hans Schuierer darüber

Von unserem Gastautor Oskar Duschinger
Schwandorf. Die Suche nach einem nationalen atomaren Endlager hat begonnen. Im Müllkraftwerk wird "freigemessener" Müll aus dem AKW Grafenrheinfeld verbrannt. Die Geister, die Generationen vor uns gerufen haben, verschwinden also - wie von vorneherein klar war - nicht mit der (zweiten) Entscheidung zum Atomausstieg. Der Journalist und Buchautor Oskar Duschinger wollte wissen, was Hans Schuierer darüber denkt. Der ehemalige Landrat ist die Ikone des Anti-WAA-Widerstands. Er hatte in den 1980ern Jahren bundesweite Berühmtheit erlangt, als er sich weigerte, seine Unterschrift unter die Genehmigung der Wiederaufbereitungsanlage zu setzen, die im Taxölderner Forst gebaut werden sollte.

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) definierte insgesamt 90 Gebiete in der Bundesrepublik Deutschland, in denen der Atommüll gelagert werden könnte. Seit 2017 arbeiteten 70 Wissenschaftler der BGE an der Liste. Der öffentliche Zwischenbericht weist auch weite Teile Bayerns als möglichen Standort für ein atomares Endlager aus, darunter Teile der Oberpfalz, wo vor mehr als 30 Jahren die erste Wiederaufarbeitungsanlage auf deutschen Boden gebaut werden sollte. Heftige Proteste und gewalttätige Auseinandersetzungen waren damals die Folge, bevor der milliardenschwere Bau 1989 eingestellt wurde. 

Autor Oskar Duschinger setzte sich mit Hans Schuierer, der Symbolfigur des WAA-Widerstands, auf der Terrasse von dessen Haus in Klardorf zusammen, um mit ihm über die Endlager-Pläne zu sprechen. Dabei zeigte sich Schuierer erstaunt darüber, dass die Bayerische Staatsregierung, „die jahrzehntelang eine Verfechterin der Atomkraft war", nun von einem atomaren Endlager in Bayern nichts wissen wolle. Dabei müsse allen verantwortlichen Politikern klar sein, so der ehemalige Landrat des Landkreises Schwandorf, „dass wir ein Endlager brauchen."
Wenn nach intensiver Erkundung, die Wissenschaft der Meinung sein sollte, dass die Oberpfalz dafür ein geeigneter Standort wäre, so Schuierer, „dürfen wir uns in Bayern nicht einfach querlegen". Allerdings hoffe er, „dass es nicht so kommt wie zu WAA-Zeiten, als die Bevölkerung von Anfang belogen und alles verharmlost wurde". Er erwarte von der Bayerischen Staatsregierung, „dass bei der Endlagersuche nur die Wahrheit zählt". 

Was erwartet Schuierer, wenn die Oberpfalz als Endlager-Standort in den engeren Kreis kommen sollte? Hans Schuierer fällt es schwer abzuschätzen, ob es dann wieder zu ähnlichen Demonstrationen wie vor über 30 Jahren kommen werde. Eines sei jedoch für ihn klar: Irgendwo müsse ein Endlager entstehen. Wenn sich die Wissenschaftler nach intensiven und genauen Prüfungen einig seien und der Standort in der Oberpfalz sein sollte, werde er sich an keinen Demonstrationen dagegen beteiligen. Die Frage der Endlagerung müsse die Wissenschaft entscheiden und nicht die Politik. 


Zutiefst verärgert zeigte sich Schuierer darüber, dass der Bevölkerung vorenthalten wurde, dass radioaktiver Abfall aus dem stillgelegten Atomkraftwerk Grafenrheinfeld im Müllkraftwerk Schwandorf verbrannt wird. Dass der sogenannte „freigemessene Atommüll" gefahrlos sei, könne er nicht nachvollziehen. Schuierer: „Ich sehe durchaus Gefahren!". Als wäre die Belastung durch die „normale" Müllverbrennung für die Bevölkerung nicht groß genug, komme jetzt auch noch die Verbrennung von sogenanntem „freigemessenen Mülls" hinzu. Schuierer: „Ich empfinde das als riesengroße Schweinerei!" Er sei überzeugt, dass die Proteste schon bald einsetzten.

Die Bevölkerung habe erst vor kurzem davon erfahren und sei dabei, sich eine Meinung zu bilden, sich zu orientieren. Schuierer fühlt sich in dieser Sache an WAA-Zeiten erinnert: „Wieder wird seitens der Verantwortlichen verheimlicht, verharmlost, werden die Gefahren nicht offengelegt." Nun sei es notwendig, dass sich Bürgerinitiativen bildeten und sich Fachleute einschalteten, die mögliche Gefahren aufzeigten.

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