Den Umgang mit Sterbenden thematisiert

Pflege ist eine Herausforderung, auch finanziell. Mancher Bedarf geht über die Dienste und Leistungen hinaus, die Kranken- und Pflegeversicherungen leisten, deren Vergütung erfolgt dann nur unzureichend. Ein Krankenpflegeverein (KPV) federt diese Mehrkosten ab, die der Kranke oder die Angehörigen leisten müssten.

 

Und so macht die Mitgliedschaft bei einem Krankenpflegeverein durchaus Sinn. Der Krankenpflegeverein sei eine auf Solidarität basierende Einrichtung, der die Arbeit der Caritas-Sozialstationen finanziell unterstütze. Betreut werden Personen, die Hilfe benötigen, um möglichst lange im häuslichen Bereich bleiben zu können. Krankenkassen und Pflegeversicherung deckten bei weitem nicht alle Pflegekosten ab. „Es ist gut, wenn Leute zuhause bleiben können und nicht ins Heim müssen“, meinte Pfarrer Johann Trescher, Vorsitzender des Krankenpflegevereins Bodenwöhr. 2016 seien 21 Patienten versorgt worden, bei 4.622 Hausbesuchen. Den Caritas-Schwestern galt sein Dank und Respekt.

Der Ortsgeistliche erinnerte an die letzte Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen, seit er und Heidi Pongratz als Doppelspitze den Verein führen. Zwei Vorstandssitzungen seien abgehalten worden. Mitglieder erhalten ab 80 Jahren zu den runden Geburtstagen einen Besuch und ein Geschenk, zu den halbrunden Feiern ab 75 Jahren eine Glückwunschkarte, informierte der Vorsitzende. Im Oktober habe man am Treffen aller KPVs der Caritas-Sozialstation Neunburg, mit dem neuen Geschäftsführer, Albert Krieger aus Altenschwand, teilgenommen. Die Vorstandschaft des Bodenwöhrer KPV habe beschlossen, die Mitgliederverwaltung selbst zu führen. „85 Prozent der Mitgliedsbeiträge werden pauschal an die Caritas-Sozialstation zur Finanzierung überwiesen“, zeigte Pfarrer Trescher auf. Aufgrund seines Vereinszwecks beteilige sich der KPV offiziell als Verein nicht an Aktionen bzw. Einladungen von der Gemeinde wie Bürgerfest, Hammerseefest, Uferreinigung und dergleichen. Einen leichten Rückgang an Mitgliedern weise die Statistik aus. In 2015 zählte man 75 Einzelmitglieder und 108 Familienmitglieder was eine Gesamtstärke von 183 ausmache. In 2016 seien es 68 Einzelmitglieder und 104 Familienmitglieder, ein Verlust von elf Mitgliedern. Der Geistliche erinnerte daran, beim Tod des Ehegatten die Familien- in eine Einzelmitgliedschaft umzuwandeln.

„Jeder ist normal, bis du ihn kennst“, zu diesem Vortrag von Schwester Teresa Zukic am 22. April um 19 Uhr in der Pfarrkirche Bodenwöhr lädt der Krankenpflegeverein alle Interessierten ein. Einstimmig genehmigt wurden die Änderungen und Ergänzungen der Satzung des KPVs Bodenwöhr, diese bzw. die komplette Satzung wurde zuvor von Pfarrer Trescher vorgetragen.

„Sterben ist mehr als nüchterne Biologie. Es ist ein Prozess, der bei allen anders verläuft, ein individuelles Sterben“, schickte Birgit Wölker ihrem Vortrag „Wie geht Sterben?“ voraus. Die leitende Koordinatorin der Hospiz-Initiative der Caritas für den Landkreis Schwandorf konnte auf einen reichen Erfahrungsschatz zugreifen. Auf Einladung des KPVs Bodenwöhr referierte sie zu dem „nicht leichten Thema“. Es gebe aber Gemeinsamkeiten, die nach Elisabeth Kübler-Ross bei einem Großteil der Patienten auftreten. Am Anfang stehe das „nicht wahrhaben wollen“ der Diagnose, gefolgt vom Zorn, dem Verhandeln und Hinauszögern wollen, der Depression und dem Leid, am Ende stehe die Akzeptanz bei einem Großteil des Sterbenden.

Dieser Prozess durchlaufe nicht immer diese Reihenfolge, sondern könne quer durcheinander ablaufen, so die Sprecherin. Für die Angehörigen sei diese Zeit nicht leicht, auch sie durchleben Trauerphasen, ähnlich, wie bei dem Sterbenden. Verzweiflung, Überforderung und Hilflosigkeit brechen sich ihre Bahn, ebenso wie weitere aufbrechende Emotionen wie Zorn, Wut, Traurigkeit und Angst. Zwischen dem Sterbenden und den Angehörigen können Konflikte entstehen, die die letzten Tage stark belasten. Die Hospizhelfer bieten beiden Parteien ein offenes Ohr an, begleiten den Sterbenden und seine Angehörigen, reflektieren das bestehende Problem und bauen die entstandenen Konflikte rasch ab. Detailliert schilderte Wölker das Konzept des Theologen Johann Hampe, das sie mit konkreten Beispielen aus der Hospizarbeit unterlegte. Bis zuletzt soll die Würde des Sterbenden aufrechterhalten werden. Hier stehe die moderne palliative Medizin zur Verfügung. Erstklassige Medikamente sorgten dafür, dass der Sterbende keine Schmerzen, keine Atemnot und keine Übelkeit ertragen müsse. „Die Laute vom Sterbenden sind kein Ausdruck von Leid“, betonte Wölker.

66 Prozent von Befragten wünschten sich ein Sterben in einer vertrauten Umgebung, 18 Prozent im Hospiz. Wunsch und Realität klafften erheblich auseinander, so Wölker. Nur 20 Prozent sterben daheim, 5 Prozent im Hospiz und 40 Prozent im Krankenhaus. Die Hospizhelfer stehen zur Seite, so dass das Sterben daheim durchaus machbar sei. Für die Familienmitglieder könne es ein großes Geschenk sein, denn sie erlebten die Nähe zum Verstorbenen als Bereicherung. Auch die Trauer lasse sich so leichter bewältigen. Bei dem Verstorbenen zu bleiben sei nicht immer einfach. Emotionen wie Zorn und Trauer seien schlecht auszuhalten. Wölker riet, diese Gefühlsausbrüche nicht persönlich zu nehmen, diese resultierten aus den Umständen. Und Wut helfe, die Situation zu verarbeiten.

Mit dem Sterbenden oder dem Verstorbenen respektvoll umzugehen, nichts Organisatorisches oder über das Erbe zu sprechen soll man nicht, sondern von Ausflügen und gemeinsamen schönen Stunden, als würde er noch unter uns weilen. Viele Sterbende seien besorgt, ob die Angehörigen klarkommen. Es könne den Abschied erleichtern, wenn man von den Plänen erzähle. Konkret solle man aber vorher abklären, ob so ein Gespräch gewünscht sei. „Wir ermutigen Angehörige zum Körperkontakt“, so Wölker. So kann man die Hand dezent ergreifen, die Handfläche so umdrehen, dass der Sterbende jederzeit seine Hand zurückziehen könne. Eigene aufkommende Wut soll man zügeln, um den Abschied nicht zu erschweren. Stattdessen kann man mit dem Hospizhelfer über seine Gefühle sprechen.

Die Einzelheiten seien nicht das Wichtigste, es handle sich auch um keine Anleitung. Es kommt auf das Zuhören an, auf die kleinen Liebesdienste. „Wir wollen nicht mehr als dabei sein mit viel Menschlichkeit und Respekt. Es geht um das Leben, das Sterben ist ein kleiner Teil im Leben“, so Wölker. „Davor haben wir unendlich viel Zeit, um zu gestalten und zu leben, sich Wünsche zu erfüllen und sich an Schönem zu erfreuen.“

 

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