„Inklusion gemeinsam denken“

Amberg. „All IN klusiv: Inklusion gemeinsam denken – Kompetenzen verbinden" lautete der Titel eines Fachtags, den die Jugendämter der Stadt Amberg sowie der Landkreise Amberg-Sulzbach und Schwandorf in Kooperation mit der Lebenshilfe Amberg-Sulzbach veranstaltet haben. Dabei standen sowohl interessante Workshops für die Expertinnen und Experten als auch der „Markt der Möglichkeiten" auf der Tagesordnung, zu dem neben den Fachleuten auch die Öffentlichkeit eingeladen war.

Begrüßt wurden die mehr als 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im großen Saal des Amberger Rathauses zunächst mit einem Slam-Poetry von Cris Ortega sowie anschließend vom Leiter des Amberger Jugendamtes Thomas Boss. Dieser stellte in seinen Ausführungen heraus, dass nach der Reform des Sozialgesetzbuchs in den nächsten Jahren die Zuständigkeit für alle Kinder und Jugendlichen mit Behinderung vom Bezirk in die Jugendhilfe wechseln soll, weshalb bereits jetzt die Auseinandersetzung mit der Thematik geboten sei.

Als erster Tagesordnungspunkt stand danach das Thema „Chancen und Herausforderungen einer Annäherung der Systeme Kinder- und Jugendhilfe und Eingliederungshilfe" im Mittelpunkt der Betrachtungen. Am Beispiel der interdisziplinären Frühförderung referierten der emeritierte Professor für Sonderpädagogik Prof. Dr. Hans Weiß und der Studiengangsbeauftragte für Transdisziplinäre Frühförderung an der Hochschule Nordhausen Prof. Dr. Armin Sohns über verbindende Faktoren, fachliche Ansprüche und strukturelle Umsetzungsmöglichkeiten.

In der Mittagspause startete der „Markt der Möglichkeiten" auf dem Amberger Marktplatz, der nicht nur den Besucherinnen und Besuchern des Fachtags, sondern auch der Öffentlichkeit augenscheinlich machen sollte, was Behinderung bedeutet. Hier präsentierten sich sowohl die Jugendämter und die Lebenshilfe Amberg-Sulzbach als auch die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung EUTB, das Bündnis für Inklusion und die Phelan-Mc-Dermid Gesellschaft. Daneben war auch das mobile Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne des Landkreises Amberg-Sulzbach mit zahlreichen Stationen zum Mitmachen vor Ort. Ein Rollstuhlparcours rundete das Angebot ab.

Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in vier Workshops zu unterschiedlichen Themenbereichen zu engagieren. So stellten die Verfahrenslotsinnen des Landkreises Amberg-Sulzbach Katharina Flores Huanca und Petra Obermeier unter dem Motto „Hindernislauf oder Zielgerade? Welche Barrieren gibt es in den verschiedenen Systemen aus Sicht von Eltern und Fachkräften?" die Frage, was eine gelungene Teilhabe möglich macht.

Das zweite Seminar mit dem Titel „Gelebte Inklusion am Beispiel von Kita und Schule – Wie schaffen wir den Transfer in andere Bereiche?" beschäftigte sich unter der Leitung von Katharina Reuter von der inklusiven Kinderkrippe „mittendrin" und der Lehrerin einer Partnerklasse Christine Seraphin damit, wie inklusive Bildung aussehen kann und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen. „Kannst Du mich verstehen? – Unterstützte Kommunikation und Leichte Sprache als Voraussetzung für Partizipation" lautete der Titel des dritten Workshops, der von Petra Heider, Lehrkraft an der Rupert-Egenberger-Schule, und dem Leiter der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung und des Büros für Leichte Sprache Volker Glombitza geleitet wurde.

Ihr Ziel war es, zum einen ein Bewusstsein für Leichte Sprache zu schaffen und andererseits Möglichkeiten der unterstützten Kommunikation aufzuzeigen. „In erster Linie sind sie Kinder – Entwicklungschancen und -risiken in besonderen Lebenslagen" hieß Workshop Nummer vier, der unter der Leitung von Sabine Schröther vom ASD Amberg-Sulzbach, Psychologin Stefanie Ochsenkühn und Melanie Dietrich von der Lebenshilfe stattfand. Hierbei näherte man sich dem Thema Inklusion aus einer bedürfnisorientierten Perspektive. Ausgehend von den Bedürfnissen und Rechten aller Kinder wurde erarbeitet, was notwendig ist, um Kindern mit einer (drohenden) Behinderung das Aufwachsen in einer inklusiven Gesellschaft zu ermöglichen.

In einer von Moderatorin Isabel Wernekke vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung geleiteten Schlussrunde wurden noch offenen Fragen sowie Anregungen der Teilnehmenden diskutiert und zusammengefasst, bevor die Jugendamtsleiter der Stadt Amberg und des Landkreises Amberg-Sulzbach, Thomas Boss und Thomas Schieder, den Fachtag gemeinschaftlich beendeten.

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Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ konnten sich sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags als auch die Öffentlichkeit ein Bild von den Herausforderungen bei einem Leben mit Behinderung machen.                                                                                  Bild: © Michael Golinski, Stadt Amberg
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