40 Jahre Johanniter Ostbayern - Teil 2: Die bunte Welt der Kitas

Mit einem großen Festakt feierten die Johanniter in Ostbayern ihr 40-Jähriges Bestehen. Begleitend dazu wirft der Ostbayern-Kurier schlaglichtartig in einer Serie den einen oder anderen Blick hinter die Kulissen. Heute wird es bunt und fröhlich: In der Kinderbetreuung sind die Johanniter in Ostbayern bundesweite Pioniere, wie wir im Gespräch mit Sylvia Meyer, Sachgebietsleitung Kindereinrichtungen, erfuhren.

Frau Meyer, 1988 hatten die Johanniter in Ostbayern schon längst das Laufen gelernt, jetzt  begann das große Krabbeln. Stellen die Krabbelstuben in Regensburg und Neutraubling, die Ihr Regionalverband vor 35 Jahren eröffnet hat, den Startschuss  zum heute sehr umfangreichen Angebot in der Kinderbetreuung dar? 

[Sylvia Meyer] Die Krabbelstube in Regensburg, damals in der Greflinger Straße, war die erste Kindereinrichtung der Johanniter bundesweit. Sie war der Auftakt, und dafür wurde eigens die Satzung der Johanniter geändert, denn Kinderbetreuung war vor 1988 keine satzungsgemäße Aufgabe. 1989 kam dann als zweite Krabbelstube die Einrichtung in Neutraubling dazu. 


Sylvia Meyer, Sachgebietsleiterin Kindereinrichtungen bei den Johannitern in Ostbayern.

Wie viele Kinder waren damals am Start, wie viele kleine Ostbayern besuchen  heute eine Johanniter-Einrichtung? Wie viele davon haben die Johanniter selbst errichtet? 

[Sylvia Meyer] Damals hatte die Krabbelstube in Regensburg 2 Gruppe mit je 12 Kindern, die in Neutraubling eine Gruppe mit anfangs 7 Kindern. Aktuell haben wir 188 Kinderbetreuungsangebote, davon 98 Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhäuser und Kinderhorte, die anderen Angebote sind offene und gebundene Ganztagsschulen, Jugendsozialarbeit an Schulen, Inklusionsbegleitungen, Mittagsbetreuungen und Schulbegleitungen. 

Aktuell betreuen wir ca. 4500 Kinder in den Kindereinrichtungen, ohne die schulischen Betreuungsangebote.

Wie läuft das Kita-Modell der Johanniter Ostbayern heute, was hat sich  gewandelt? 

[Sylvia Meyer] das ist nicht so einfach zu sagen. Unsere Struktur ist mit den Jahren mitgewachsen und hat sich ausgeweitet. Viele Aufgaben werden in unserer Organisation zentral erledigt und entlasten die Leitungen vor Ort, das Miteinander aller Bereiche hilft ebenfalls, gute und schnelle, effektive Lösungen zu finden (Zusammenarbeit mit dem Menüdienst = Verpflegung der Kinder, Zusammenarbeit mit Marketing, Recruiting = offene Stellen, Homepages, Werbematerial für die Einrichtungen - das sind nur zwei Punkte, wie uns die Vernetzung hilft). 

Mittlerweile sind wir ein großer Bereich mit eigenem umfangreichen Fortbildungsangebot, sehr guter Betreuung aller Mitarbeitenden und guten, entlastenden Strukturen. 

Wie war Ihre eigene Kindergartenzeit, was ist heute besser, was fehlt heute? 

[Sylvia Meyer] Meine eigene Kindergartenzeit war noch in einer anderen "Welt", vormittags 3 Stunden, dann Mittagessen daheim, und wer wollte, am Nachmittag nochmals hin :-) 

Damals hatten bei weitem nicht alle Kinder einen Kindergartenplatz, und es gab auch noch keinen Rechtsanspruch. Das ist zwar jetzt gerade für viele Familien eine erhebliche Erleichterung, weil auch mittlerweile das Angebot an Kindergartenplätzen, meist auch mit Mittagsverpflegung, flächendeckend vorhanden ist. 

Jedoch hat der Rechtsanspruch und auch die weitgehende Kostenfreiheit nicht nur Vorteile. Die Erwartungshaltung ist groß und nicht wenige Kolleginnen und Kollegen fliehen vor dem Druck, der von Seiten der Eltern vielfach aufgebaut wird. 

Wie viele Arbeitsplätze bieten Sie heute in der Kinderbetreuung an? 

[Sylvia Meyer] Aktuell beschäftigen wir ca. 950 Mitarbeitende im Bereich der Kinderkrippen, -gärten, -häuser bis -Horte, der Bereich der schulischen Einrichtungen nicht mitgezählt.

Gärtnern, basteln, backen... jede Erlebniswelt begeistert die Kinder.

Welche Rahmenbedingungen, gesetzlich oder gesellschaftlich, würden Sie gerne im Sinne der Kinderbetreuung verändern?

[Sylvia Meyer] Ich würde den gesellschaftlichen Status gerne verändern. ErzieherIn ist einer der besten Berufe, die man sich wünschen kann. Alle Fähigkeiten und Fertigkeiten, alles was man kann, gerne tut, wofür man sich begeistert, kann man einbringen, denn die Kinder sind immer gerne dabei, egal, ob man Märchen erzählt, Lieder singt, Instrumente spielt, gerne bastelt, backt oder handwerkt, ob man gärtnert oder sich mit naturwissenschaftlichen Experimenten beschäftigt.

Die Neugierde aufs Leben, die Kinder mitbringen, ist ein Garant für wundervolle Tage, voller neuen Entdeckungen, egal in welche Richtung. Kindereinrichtungen arbeiten lt. Gesetz familienergänzend, das bedeutet, unser Auftrag ist es, auf die Erziehung in den Familien aufzubauen und diese fortzuführen. Leider wird daraus durch den Anspruch der Eltern immer häufiger familienersetzend, und das ist nicht leistbar. Der jetzt noch „drohende" Gesetzesanspruch für Grundschulganztagsbetreuung wird die Lage in den Einrichtungen noch weiter verschärfen.

Welche Herausforderungen - Stichwort Integration - machen aktuell die Arbeit noch anspruchsvoller?

[Sylvia Meyer] Integration ist in aller Munde und auch aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken. Wenn die Rahmenbedingungen passen, ist Integration auch möglich und eine wunderbare Option, allen Kindern ein gemeinsames Aufwachsen zu ermöglichen, die Sichtweisen zu erweitern und zu zeigen, was „miteinander" heißt oder heißen kann. Allerdings kann und darf es keine Integration um jeden Preis geben. Wie gesagt, die Rahmenbedingungen (Raum, Personal, etc. ) müssen passen.

Kommune, Kirche oder Johanniter - wie unterscheiden sich die Träger? 

[Sylvia Meyer] Jeder Träger hat seine Besonderheiten, die sich durch die Einbindung in die jeweilige Gesamtorganisation zeigen. Wie sich die Träger genau unterscheiden, möchte ich hier nicht versuchen zu bewerten, mir ist wichtig zu sagen, dass wir Johanniter offen sind für alle, die mit uns und bei uns gemeinsam aus Liebe zum Leben arbeiten wollen, die sich in einer gut organisierten Gemeinschaft mit Motivation und Freude jeden Tag auf die uns anvertrauten Kinder einlassen wollen.

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